Interview mit Vorarlberger Hanfbauer Dominik Erath
Der Vorarlberger Hobby-Hanfbauer Dominik Erath erzählt vom Hanfanbau in Vorarlberg – auf der Wiese direkt hinter seinem Haus
Übersicht
- Wie bist du auf die Idee gekommen, Hanf anzubauen?
- Welche Hürden musstest du für den Hanfanbau zuhause überwinden?
- Wie oft standen Polizei und Schaulustige am Hanffeld?
- Wie habt ihr geerntet?
- Was unterscheidet dich zu anderen Bauern?
- Wie hat dein Umfeld auf den Hanfanbau reagiert?
- Welche Zukunftsvision verfolgst du?
Dominik, wie bist du auf die Idee gekommen, Hanf anzubauen und mit welcher Motivation hast du damit angefangen?
Dafür gibt es gleich mehrere Gründe:
- Zum einen fasziniert und interessiert mich die Vielfältigkeit der Hanfpflanze schon seit langem
- Nach meiner Lateinamerikareise vor zwei Jahren war ich von der Notwendigkeit einer Hängematte überzeugt. Deshalb wollte ich unbedingt meine eigene Hanf-Hängematte herstellen, und das am besten mit Hanffasern aus eigenem Anbau.
- Nachdem ich nach knapp zehn Jahren wieder nach Vorarlberg zog, entschloss ich mich, Familie und Hanffeld zu vereinen. Mit dem Hanfanbau war es möglich, vier Generationen – von meinem Opa bis zu seinen Urenkeln – zusammenzubringen.
- Nach ausgiebigen Recherchen kam ich zur Erkenntnis, dass die Fasergewinnung und vor allem Weiterverarbeitung in der Region nicht zu stemmen ist. Somit trat die Produktion von Hanfsamen in den Vordergrund.
- Im Frühjahr 2018 starteten wir schließlich das Projekt Hanf auf der kleinen Ackerfläche, welche bei mir Zuhause verfügbar ist.
Im Prinzip gibt es keine wirklichen bürokratischen Hürden für den privaten Anbau von Hanf in Österreich. Da wir den Anbau nur hobbymäßig und momentan ohne wirtschaftliche Absichten betreiben, war lediglich wichtig, dass nachweislich EU-zertifiziertes Saatgut verwendet wird.
Da unser Hanffeld direkt am Kirchweg in Hörbranz liegt, war uns von Anfang an klar, dass unser Vorhaben Aufsehen erregen wird. Genau das wollten wir auch erreichen, damit die lokale Bevölkerung mit Hanf konfrontiert wird, was wiederum die Aufklärungsarbeit erleichtert. Natürlich hatten wir auch mehrmals Besuch von der Polizei, unter anderem auch vom Landes-Kriminalamt, LKA.
Viel spannender als der Besuch der Polizei waren jedoch die nächtlichen, flüsternden Besucher mit Taschenlampen im Feld.
Geerntet wurde bei uns ausschließlich von Hand, da unser Trocknungsprozess nicht der herkömmlichen Vorgehensweise entspricht. Um das volle Aroma der Pflanze auszuschöpfen, werden bei uns deshalb die Samen schonend in der kompletten Blüte getrocknet. Diesen Qualitätsunterschied schmeckt man auch sehr gut.
Mit der Machete und ohne schweres Gerät ist der Arbeitsaufwand beim Ernten zwar enorm, jedoch mit viel Herzblut der kompletten Familie gut machbar.
Wir wollen biologischen Anbau zum „Anschauen und Anfassen“. Darunter verstehen wir ein zu 100% lokales Produkt, bei dem jeder mithelfen und sich vor Ort informieren kann. Im Gegensatz zu vielen tierischen Produkten, welche teilweise im Ausland aufgezogen, mit südamerikanischem Kraftfutter gemästet schlussendlich als lokales Produkt verkauft werden, setzen wir auf volle Transparenz. Dabei ist uns ein ehrlicher und sinnvoller Anbau ohne Chemie wichtiger als Zertifizierungen.
Die Reaktionen meiner Familie und den Nachbarn waren durchwegs positiv.
Natürlich gab es vereinzelt skeptische Kommentare am Kirchweg, vor allem wegen des einseitigen Wissens über die Hanfpflanze. Durch das Aufstellen von Hinweisschildern und die zahlreichen Gespräche mit interessierten Spaziergängern konnten wir viele Missverständnisse aufheben und Skeptiker überzeugen.
Mir ist es wichtig, die Hanfplanze und vor allem ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten den Menschen näher zu bringen. Sowohl jung als auch alt müssen sich klar werden, dass Hanf eben nicht nur zum „Kiffen“ da ist und man keine Angst vor der Hanfpflanze haben muss.